Ashwagandha – die ayurvedische Schlafbeere

Ashwagandha wird auch als Winterkirsche, Withania somnifera oder Schlafbeere bezeichnet. Übersetzt bedeutet Ashwagandha „Geruch des Pferdes“. Diesen Namen trägt die Pflanze, da die Wurzel einen markanten bitter-süßlichen Geschmack hat.

Die Schlafbeere ist im Nahen Osten über China bis nach Afrika beheimatet. Ursprünglich stammt, so vermuten Experten, die Pflanze jedoch aus dem nordafrikanischen Raum und breitete sich langsam über andere Kontinente aus. In der ayurvedischen Medizin wird Ashwagandha verstärkt eingesetzt, um Depressionen, Schlafprobleme und Potenzstörungen zu behandeln.

Tatsächlich gilt die Pflanze als natürliches Adaptogen. Dabei handelt es sich um einen alternativ medizinischen Begriff für Pflanzenstoffe, die rein biologisch auf den Organismus wirken können und diesen dabei unterstützen, sich an verstärkte emotionale und körperliche Stresssituation anzupassen. Deshalb wird Ashwagandha häufig eingesetzt, um Angst und Stress zu reduzieren. Wissenschaftliche Untersuchungen stützen viele Thesen in Bezug auf die wertvolle Pflanze.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung von Ashwagandha

Die indische Heilkunde bedient sich seit mehr als 5000 Jahren der Schlafbeere, um die Lebenskraft von Patienten zu stärken. Die Pflanze wird auch als „Indischer Ginseng“ bezeichnet, da sie, ähnlich wie das chinesische Pendant, für die Behandlung einer großen Bandbreite von Beschwerden eingesetzt wird. Insbesondere die Ayurveda Heilkunst nutzt Ashwagandha und bezeichnet sie als „Rasayana“-Kraut, also ein Heilmittel, was in der Lage ist, durch unspezifische und umfassende Weise positiven Einfluss auf die Gesundheit und Langlebigkeit zu nehmen.1 Trotz des hohen Bekanntheitsgrades in Indien und der Bezeichnung „Königin des Ayurveda“ wird die Schlafbeere erst seit wenigen Jahrzehnten wissenschaftlich untersucht.2

Ashwagandha und die sportliche Leistungsfähigkeit

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wurde die Wirkung von Ashwagandha auf die Ausdauerfähigkeit von trainierten Athleten untersucht. Dafür wurden die 40 Studienteilnehmer zunächst Versuchs- und Kontrollgruppen zugeteilt. Während die Versuchsgruppe zweimal täglich 500 mg, in Form von Ashwagandha- Kapseln, einnahmen, enthielt die Kontrollgruppe lediglich ein Placebo. Nun wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Ausdauerfähigkeit zu analysieren. Nach dem Untersuchungszeitraum von 8 Wochen wurden die Tests wiederholt, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Ergebnis: die Versuchsgruppe zeigte eine deutliche Verbesserung aller getesteten Parameter in Bezug auf die Ausdauerfähigkeit. Warum die Ashwagandha Wurzel ein solches Ergebnis hervorruft, darüber wird noch diskutiert. Unter Umständen könnte der Umstand eine Rolle spielen, dass in Tierstudien nachgewiesen wurde, dass die Schlafbeere eine Erhöhung der Hämoglobinkonzentration und roten Blutzellen initiieren kann. Darüber hinaus könnten noch andere Wirkungsmechanismen bedeutend sein.3

Ashwagandha als Booster für Energie und besseren Schlaf?

Wissenschaftliche Untersuchungen mit menschlichen Probanden kamen zu dem Ergebnis, dass ein erhöhter Pegel an Cortisol (Stresshormon) mithilfe von Ashwagandha entscheidend reduziert werden konnte. Cortisol wird in Verbindung mit vielen negativen Effekten gebracht. Die Studienteilnehmer verfügten nach ihrer Einschätzung über mehr Energie, höheres Wohlbefinden, weniger Müdigkeit und besseren Schlaf. Interessant ist auch, dass sich die Cortisolwerte durchschnittlich um 26 % reduzierten und sich nebenbei auch die Lipidprofile optimierten. Auch das Institute of Natural Medicine der Toyama Universität für Medizin und Pharmazeutik in Japan hat Ashwagandha und seine potentielle Wirkung auf das Gehirn analysiert. Hier lag das Augenmerk auf der Regeneration der Nervenzellbestandteile mithilfe von validierten Modellen menschlicher Gehirne. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Pflanze in der Lage war, die Axone und Dendriten von beschädigten Nervenzellen zu reparieren und Synapsen wiederherzustellen. Dieser Umstand ist besonders in Verbindung mit Krankheiten wie Alzheimer und Demenz interessant 4.

Ashwagandha und das Nervensystem

Durch Studien kann die Vermutung geäußert werden, dass die Extrakte der Ashwagandha nicht nur gegen Stress helfen, sondern auch menschliche Gehirnzellen gegen die negativen Einflüsse von außen abschirmen. Wissenschaftliche Untersuchungen in Bezug auf Angst und Depression setzten Ashwagandha ein, mit dem Ergebnis, das die Wirkung mit einigen pharmazeutischen Beruhigungsmitteln sowie Antidepressiva vergleichbar ist 5. Stress kann im Körper eine erhöhte Lipidperoxidation hervorrufen und zeitgleich die stressreduzierenden antioxidativen Enzyme Glutathionperoxidase und Katalase verringern. Im Rahmen einer Studie wurde Ashwagandha-Extrakt an Studienteilnehmer vor einer stressigen Tätigkeit verabreicht. Dadurch schienen sich die Stressparameter zu normalisieren 6. Oxidativer Stress steht in Verbindung mit einer vorzeitigen Alterung und einer anhaltenden nervlichen Anspannung. Manche Experten sehen das Ashwagandha-Extrakt als Mittel, um diesen Prozess entgegenzuwirken. In einer Tierstudie konnte beispielsweise herausgearbeitet werden, dass die Schlafbeere die Degeneration von Hirnzellen, die durch Stress verursacht wird, bei gestressten Tieren aufhalten kann. So konnte die Zelldegeneration durch Ashwagandha um 80 % verringert werden7.

Mögliche Wirkungsweisen, für die eine eingehende Forschung benötigt wird

  • Depressionen: Viele Studienergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Ashwagandha bei Depressionen wirksam erweisen könnte. Allerdings wurden die Untersuchungen an Stresspatienten durchgeführt. Es stehen Untersuchungen aus, die belegen, dass die Pflanze auch bei nicht Stresspatienten hilfreich sein kann.
  • Angstzustände: Gemeinsam mit Atemübungen und einer gesunden Ernährung könnte Ashwagandha Angstsymptome lindern. Jedoch gilt es, zunächst den isolierten Effekt der Pflanze auf Angst zu erforschen.
  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung): Laut einiger klinischer Studien könnte die Schlafbeere in Kombination mit anderen pflanzlichen Stoffen auch bei ADHS unterstützend wirken, um die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit bei Kindern zu optimieren.
  • Cholesterin: Es gibt Studienhinweise, die darauf hindeuten, dass Ashwagandha in der Lage sein könnte, den Cholesterinspiegel von Patienten mit hohen Cholesterinwerten zu senken.
  • Arthritis: Es existieren Forschungsergebnisse, die belegen, dass die Pflanze zusammen mit Articulin-F und anderen Substanzen die Beschwerden von Arthritis bessern kann.
  • Diabetes: Es gibt erste Hinweise darauf, dass Ashwagandha den Blutzuckerspiegel von Diabetespatienten reduzieren kann.
  • Parkinson: Womöglich könnte eine Kombination von Pflanzenstoffen, darunter auch die Schlafbeere, die Beschwerden von Parkinson verbessern. Aber auch hierfür müssen eingehende Studien durchgeführt werden.
  • Unfruchtbarkeit bei Männern: Dieses Feld ist noch nicht abschließend erforscht, wenngleich frühe Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass die Schlafbeere die Spermienqualität bei unfruchtbaren Männern optimieren kann. Einen Einfluss von Ashwagandha auf die Anzahl der Spermien konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.

  

Ashwagandha Darreichungsformen

Ashwagandha ist in folgenden Darreichungsformen erhältlich:

  • Pulver
  • Kapseln
  • Tabletten
  • Extrakt
  • Tee

Viele Anwender bevorzugen Ashwagandha in Form von Kapseln oder Tabletten, da so der bittere Geschmack umgangen werden kann. Zudem kann der Extrakt mitgenommen und einfach dosiert werden. Flexibler sind Kunden allerdings, wenn sie das Pulver anwenden. Eingestreut in Getränke kann es unkompliziert gehandhabt werden. Viele Anwender geben das Pulver abends vor dem Schlafengehen in ein Glas Milch. Ein Löffel Honig sorgt für einen guten Geschmack. Wichtig ist nur, dass das Pulver richtig dosiert wird. Auch Ashwagandha in Form von Tee wird immer beliebter.

Dosierung und Nebenwirkungen von Ashwagandha

300-500 mg täglich stellt die kleinste noch effektive Dosierung dar, wenn Wurzelextrakt in Kapselform bevorzugt wird. Bei reinem Pulver beträgt die Tagesdosis 6000 mg, was 6 g täglich entspricht. Hierbei sollte die Menge allerdings auf 3 Einheiten täglich, zu je 2000 mg, verteilt werden. Da die Schlafbeere wasser- und fettlösliche Inhaltsstoffe besitzt, sollte das Produkt optimalerweise zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden. So werden auch potentielle Verdauungsbeschwerden reduziert.

Nebenwirkungen wurden bei einer kurz- oder mittelfristigen oralen Anwendung nicht berichtet. Über eine Langzeitwirkung kann derzeit jedoch keine exakte Auskunft erfolgen. Eine Überdosierung kann zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Ashwagandha nicht eingenommen werden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Einnahme der Schlafbeere unter Umständen zu Fehlgeburten führen kann.

Quellen:

  1. Ajay Kumar. Therapeutic Uses of Withania Somnifera (ashwagandha) with a Note on Withanolides and Its Pharmacological Actions. Semantic Scholar, Published 2011.
  2. Morgan A. Pratte, BS. et al. An Alternative Treatment for Anxiety: A Systematic Review of Human Trial Results Reported for the Ayurvedic Herb Ashwagandha (Withania somnifera). J Altern Complement Med. 2014 Dec 1; 20(12): 901–908.
  3. Shweta Shenoy, Udesh Chaskar, Jaspal S. Sandhu, and Madan Mohan Paadhi, Effects of eight­week supplementation of Ashwagandha on cardiorespiratory endurance in elite Indian cyclists, https://www.drperlmutter.com/study/effects-eight­week-supplementation-ashwagandha-cardiorespiratory-endurance-elite-indian-cyclists/ Journal of Ayurveda Integretive Medicine, 04.2012
  4. Kuboyama T, Tohda C, Komatsu K. Neuritic regeneration and synaptic reconstruction induced by withanolide A. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15711595, Br J Pharmacol. 2005 Apr;144(7):961-71.
  5. Bhattacharya SK, Bhattacharya A, Sairam K, Ghosal S. Anxiolytic-antidepressant activity of Withania somnifera glycowithanolides: an experimental study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11194174, Phytomedicine. 2000 Dec;7(6):463-9.
  6. Bhattacharya A, Ghosal S, Bhattacharya SK. Anti-oxidant effect of Withania somnifera glycowithanolides in chronic footshock stress-induced perturbations of oxidative free radical scavenging enzymes and lipid peroxidation in rat frontal cortex and striatum, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11137343, J Ethnopharmacol. 2001 Jan;74(1):1-6.
  7. Jain S, Shukla SD, Sharma K, Bhatnagar M. Neuroprotective effects of Withania somnifera Dunn. in hippocampal sub-regions of female albino rat, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11536389, Phytother Res. 2001 Sep;15(6):544-8.